Vegane Ernährung: Mangel an Calcium und Vitamin B12?

Es gibt Stimmen die behaupten, dass Vegetarier einen Mangel an Vitamin B12 und Veganer einen Mangel an Calcium hätten und deshalb diese Ernähungsweisen einseitig seien.  So wird empfohlen, nicht auf tierische Nahrung zu verzichten, da nur diese Vitamin B12 enthalten würden, und vor allem Milch zur Deckung des Calciumsbedarfs zu trinken.

Diese Behauptungen gehören eher zu den landläufigen Mythen und sind wissenschaftlich keinesfalls belegt.Das Gegenteil scheint der Fall zu sein:

Unsere Milch ist ein „Calciumräuber“

Im Endresultat sei die Milch keine Calciumquelle, sondern ein Calciumräuber, der eher zu Osteoporose führt als eine Ernähungsform ohne Milch. Denn bei der Verstoffwechslung von Milch entsteht Säure, die durch das Calcium aus dem Knochen wieder neutralisiert werden könnte.

Milchprodukte tragen zur Übersäuerung (Acidose) bei, so dass es dadurch nicht zu einer Anreicherung, sondern zu einem Verlust von Calcium aus den Knochen kommen kann, mit der Gefahr einer zunehmenden Osteoporose.

Vegane Ernährung und der Vitamin-B12-Spiegel

Es wird oft behauptet, dass vor allem Veganer Vitamin B12 zu sich nehmen sollten, da dieses in einer pflanzlichen Ernährung ohne Fleisch und Milch kaum vorkommen würde.

Ich gebe jedoch zu bedenken, dass der Spiegel an Vitamin B12 nicht nur durch die Aufnahme von Vitamin B12 bedingt ist, sondern dass ein gesunder Darm Vitamin B12 selbst produzieren kann, sonst müsste man ja auch jedem Tier, das sich von Gras ernährt, Vitamin B12 geben. Der Darm kann es jedoch nur dann produzieren, wenn die Darmschleimhaut in Ordnung ist, und wenn kein sog. „Leaky-Gut-Syndrom“ vorhanden ist.

Was ist das Leaky-Gut-Syndrom?

Frau Dr. med. Martha Ritzmann-Widderich schreibt dazu:

„An vorderster Front befinden sich die nützlichen Darmbakterien, welche die Schleimhaut wie eine schützende Schicht überziehen. Im Dickdarm siedeln z.B. 300 bis 400 Keimarten. Ihnen obliegt die Aufgabe, krankheitserregende Keime, tumorfördernde sowie anderweitig schädliche Stoffe im Darminhalt zu erkennen und unschädlich zu machen. Zudem ernähren diese Bakterien mit ihren Stoffwechselprodukten die oberste Zellschicht der Darmschleimhaut und produzieren die Vitamine B1; B2, B6, B12, K, Folsäure, Biotin, Niacin und Pantothensäure.

Durch verschiedenste äußere Einflüsse kann sich die Darmflora und damit auch die Schleimhaut verändern. Sie wird durchlässiger. Man bezeichnet dies mit dem angloamerikanischen Begriff „Leaky-Gut-Syndrom“, was soviel wie „leckender Darm“ bedeutet. Als Folge dringen Fremdstoffe, wie z. B. Gifte, Bakterientoxine, unvollständig gespaltene Nahrungsbestandteile und viele mehr, aus dem Darm in den Körper ein und können dort verschiedenste Beschwerden und Krankheiten hervorrufen.“

Die Folge ist, dass der Darm die B-Vitamine nicht mehr in ausreichendem Maße produzieren kann. Weiter wird erklärt, wie es zu diesem Phänomen kommt:

„Als erstes wird die innerste Barriere, die Bakterienflora, geschädigt. Ursache können Krankheitserreger wie Salmonellen, Viren oder Pilze sein, welche die schützende Bakterienflora zerstören oder verdrängen. Antibiotika können nicht zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden, das heißt, sie zerstören sowohl krankheitserregende Bakterien als auch schützende Keime. Eine zuvor intakte Flora regeneriert sich zwar in der Regel nach einer einmaligen Antibiotika-Therapie. Bei wiederholten Antibiotika-Gaben oder einer bereits reduzierten Bakterienflora ist dies jedoch nicht mehr möglich. Des Weiteren können Fehlernährung, Schadstoffe in der Nahrung (z. B. Konservierungsstoffe und andere Lebensmittelzusätze), Strahlentherapie, Operationen und psychischer Stress die Darmflora schädigen.“

Nun entsteht das „Leaky-Gut-Syndrom“ jedoch gerade in erster Linie durch den Verzehr von Milchprodukten, die das Vitamin B12 enthalten sollen. Dass Milch von Natur aus ungesund ist, ist nicht ganz richtig.

Milch war früher wirklich gesund

Das Problem mit der Milch entstand erst in den letzten Jahrzehnten. Erst durch Überzüchtung der Kühe wurde es zu einem Problem.

Heilpraktiker Manfred Harlos bringt das Problem auf den Punkt:

 „Früher war Milch wirklich gesund. In den 50er und 60er Jahren sind die Kühe jedoch immer mehr auf Milchleistung getrimmt worden. Bei den Kreuzungen ist ein Faktor immer stärker mit aufgetreten: b – Casein und k- Casein. b – Casein und k- Casein wird von Künstlern, die mit Naturfarben arbeiten, sehr geschätzt. Wenn Künstler nämlich aus Quark Naturfarben herstellen, werden diese heute besonders schön klebrig und wetterfest. Künstler sind heute begeistert, dass der Quark so viel b-Casein und k-Casein enthält, denn das sind die beiden Klebstoffe, die den Naturfarben diese hervorragenden Eigenschaften verleihen. Im Dünndarm hat dieser Kleber jedoch eine verheerende Wirkung. […]

Über die Zotten des Dünndarms nimmt der Körper die Nahrung auf. Diese Zotten unterliegen dabei einer ständigen Abnutzung und werden alle zwei bis drei Tage abgeschilfert und mit dem Stuhl aus dem Körper transportiert. Die Zotten wachsen ständig nach.

Werden die Zotten jedoch durch b-Casein und k-Casein verklebt, wachsen sie, ohne einzeln abgeschilfert zu werden. Sie können oft nur als Büschel abgerissen werden. Dadurch, dass die Zotten länger werden als üblich, entstehen außerdem an den Rändern der Verklebungsflächen Mikrorisse.  (Diese sind wegen ihrer Winzigkeit nicht mit optischen Verfahren zu diagnostizieren, sie haben aber eine enorme Auswirkung.)

Über diese beiden Formen von Wunden können in den Körper Bakterien Giftstoffe und Eiweiße eindringen, vor denen sich der Körper normalerweise mit der Dünndarmschleimhaut schützt. […]

Weist die Dünndarmschleimhaut jedoch Löcher auf, können Eiweiße in den Körper eindringen, die nicht bis zur Aminosäure abgebaut wurden. […]

Die Folge: das Immunsystem des Körpers erkennt diese Eiweiße als fremd und greift sie an, um sie zu vernichten. Der Mensch spürt diesen Kampf als Entzündung oder heftigen Juckreiz. Der Mediziner spricht von einer Auto-Immun-Erkrankung, und der Patient spürt es z.B. als Neurodermitis oder Rheuma.“

Schau Dir hierzu auch den Vortrag von Prof. Dr. Walter Veit, der z.B. Diabetes Typ 1 als Folge der Aufnahme von b-Casein durch Kuhmilch belegt. Demnach sollte die Mutter zumindest während der Stillzeit keine Kuhmilchprodukte zu sich nehmen, da das b-Casein auf die Muttermilch übertragen wird.

Manfred Harlos empfiehlt Menschen mit dem „Leaky-Gut-Syndrom“ assozierten Krankheitssymptomen ganz auf Milchprodukte zu verzichten. Seiner Erfahrung nach kann dann in den meisten Fällen eine Besserung der Symptomatik eintreten. Durch den Verzicht auf Milchprodukte können sich nun auch wieder die Bakterien, die B-Vitamine einschließlich B12 produzieren, vermehren.

Vitamin B12 mit Nahrungsergänzungsmitteln substituieren

Eine Substitution von Vitamin B12 kann somit entgegen der landläufigen Meinung bei Lacto-Vegetariern sinnvoll sein. Da der durch Milchprodukte gestörte Darm das Vitamin B12 nur schwer aufnehmen kann, ist es sinnvoll Vitamin B12 in der Form von Lutschtabletten als Mikro-Cobalamin aufzunehmen.

Im folgenden Video spicht der Arzt Dr. med. John Switzer in einem Interview ausführlich über Vitamin B12 (Mikro-Cobalamin).

Einen guten wissenschaftlichen Vortrag mit Einbeziehung von vielen Studien über die Vorteile der veganen Ernährung kannst Du von dem Arzt Dr. med. Ernst Walter Henrich ansehen:

Auf Vitamin-B12-Mangel testen – Das richtige Testvefahren

Dr. Walter geht in seinem Vortrag u.a. auch auf die Versorgung von Mineralstoffen und Vitaminen ein. Seiner Meinung nach sollte man als Veganer den „Vitamin-B12-Status“ überprüfen lassen, um sicher zu gehen, dass man hierin keinen Mangel erleidet, dann ist man auf der sicheren Seite.

Dr. med. John Switzer empfielt ebenso den Viamin B12-Status  zu überprüfen, gibt aber folgendes zu bedenken:

„Das Tückische an an der Problematik ist, dass der B12-Blutspiegel nicht 100 prozentig aussagekräftig ist. Sie können einen relativ normalen Spiegel aufweisen und trotzdem unter einer Vitamin B12-Verwertungsstörung leiden. Dadurch können die Zellen das Vitamin nicht aufnehmen und verstoffwechseln. Um den Vitamin-B12-Stoffwechsel zu überprüfen sollte man deshalb die Methyl-Malonsäure-(MMS)-Konzentration im Blut oder Urin testen. Nur dieser Test ist in der Lage, eine 100 Prozent-Aussage über den Vitamin-B12-Stoffwechsel im Körper zu liefern.“

Ich empfehle, bei der Blutuntersuchung den Homocystein-Status gleich mit bestimmen zu lassen, da bei eimem erhöhten Wert über 9 ein Mangel an den Vitaminen B6, B12 oder Folsäure zugrunde liegt. Homocystein ist ein Risikofaktor für viele Erkrankungen, insbesondere für Herz-Kreislauferkrankungen.

Verwertungsstörungen von Vitamin B12 führt Dr. med. John Switzer auf folgende Ursachen zurück:

  • Mangel an Magensäure

  • Erkrankungen der Magenschleimhaut z.B. durch Heliobacter-Bakterien

  • Erkrankungen der oberen Dünndarmschleimhaut durch „Verschlackung“,

  • Pilzbesiedelungen oder Medikamentenbelastungen (z.B. Säureblocker, Antibiotika, Pille)

Die ausreichende Versorgung von Mineralstoffen und Vitaminen ist entscheidend

Heilpraktiker Uwe Karstädt bekundet im Interview (Homocystein), dass die Aufnahme von den B-Vitaminen nur dann gelingen würde, wenn über die Ernährung genügend Magensäure gebildet wird.

Der Heilpraktiker Nils Tschorn gibt im Interview („Der Magen-Darm-Trakt: Der Schlüssel zu Heilung“) zwei grundlegende Regeln zur ausreichenden Bildung von  Magensäure an:

  • Die Speisen sollten solange gekaut werden, bis sie eine breiige Konsistenz aufweisen
  • Es sollte eine halbe Stunde vor dem Essen und zwei Stunden nach dem Essen nichts getrunken werden.

Dr. med. John Switzer fasst die Gründe für eine unzureichende Produktion von Magensäure wie folgt zusammen:

  • Überessen
  • Einnahme von Medikamenten (insbesondere Säureblocker)
  • Mangel an wichtigen Nährstoffen wie organische Mineralien und Spurenelemente

Fazit: Die Möglichkeiten einem Vitamin B12- Mangel entgegenzuwirken sind vielfältig

Wir selber können dazu beitragen, die Aufnahnme von Vitamin B12 zu steigern; in erster Linie über die Anregung der Produktion von Magensäure durch langes Kauen (Schmauen).  Dies trifft besonders für die Verdauung kohlehydratreiche Nahrung (z.B. Brot) zu, da diese vorwiegend von den Verdauungsenzymen in der Mundschleimhaut vorgenommen wird.  Dr. med. John Switzer empfiehlt zudem zur Anregung des „Verdauungsfeuers“

  • Mäßigkeit im Essen (längeres Kauen), möglichst vor dem Schlafen gehen gar nichts mehr essen
  • die Einnahme von organischen Mineralien und Spurenelementen, z.B. in Form von der „Uressenz“ der Firma Rocky Mountain Phyto Essentials
  • die Verabreichung von Bitterstoffen, z.B. in Form von Wildkräuter-Cocktails.

Ernährung umstellen: Auch eine glutenarme Ernährung kann den Vitamin-12-Mangel reduzieren 

Dr. John Switzer gibt zu bedenken, dass besonders Vegetarier an einem verminderten Verdauungsfeuer leiden würden mit den Folgen von Vitamin B12- und Eisenmangel.

„Stellt man die Ernährung auf eine Wildkräuter-Vitalkost um, lässt die glutenhaltigen Kohlenhydrate weg und reduziert auch die Einnahme von Milchprodukten, wird der Magen eine Chance bekommen, mehr Säure aus eigener Kraft zu bilden.“

So trägt eine vegane glutenarme Ernährung mit einem überproportionalem Rohkostanteil entscheidend zur Gesundung des Darmes und zu einer ausreichenden Produktion von Magensäure bei, was sowohl die Aufnahme als auch die Produktion von Vitamin B12 durch probiotische Darmbakterien begünstigt. Besonders wichtig für die glutenorme Ernährung ist dabei das lange Kauen der Nahrung und das Weglassen von Getränken eine halbe Stunde vor und zwei Stunden nach dem Essen.

Da das Verdauungsfeuer am Abend nachläßt, führt die Nahrungsaufnahme nach 19 Uhr zu unnötigen Gärungsprozessen und Übersäuerungsreaktionen, die den Darm verschlacken und den Organismus vergiften. Vor allem Milchprodukte von hochgezüchteten Kühen können die Darmschleimhaut weiter schädigen, so dass sich Pilze und pathogene Bakterien einlagern können. Die Folge ist eine Barrierestörung der Darmschleimhaut, die allergische und autoimmune Reaktionen auslösen kann.

Auf die besondere Rolle von glutenfreier Kost und veganer Rohkost zur Sanierung des Darms wird in dem nachfolgenden Beiträgen eingegangen, die mit der Zeit ergänzt werden.

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